Vieles ist über Männerbärte verlautet und gedeutet worden.
Sie sterben nicht aus, sondern begründen einen Trend: Barber Shops. Ein Bekenntnis zur klaren Linie. Nicht nur bei der Nassrasur, auch bei der Inneneinrichtung.
In den Fünfzigern, als Männer Hut und Trenchcoat trugen, war ein haarfreies Gesicht Ausdruck von gepflegtem Auftreten. Dazu wurde mit Dachshaar und Rasierseife gepinselt, mit Rothbart Rostfrei auf das Schärfste gekratzt und dann parfümiert. Es folgte der 3-Tage-Bart und mit ihm die totalitäre Zeit des Trimmers.
Und jetzt? Vollbärte sind wieder en vogue, ein Trend, der vor allem in Großstädten den alten Pflege-Geist beschwört und neue Läden mit einer Tendenz zur Nostalgie hervorbringt: die sogenannten Barbershops. Hier kann der Mann einmal Mann – und es sich trotzdem gutgehen lassen. Warm-feuchte Handtücher auf dem Gesicht vor der Rasur kommen einer Kosmetik-Behandlung der Damen gleich.
Danach gibt es eine detaillierte Besprechung darüber, wie das Haar geschnitten und konturiert werden soll, um das Gesicht des Trägers voll zur Wirkung kommen zu lassen. Pflegeprodukte sind, etwa bei Wheadon in Berlin, genauso im Angebot wie entsprechende Bürsten für den täglichen Gebrauch. Das wichtigste Ereignis ist indes die Rasur. Vertrauen braucht es, um, in Rückenlage, den Barbier mit einem rasend scharfen Gegenstand in Kehlennähe hantieren zu lassen.
Vorher wird jedoch erst seelenruhig eingeschäumt, dann kratzt die scharfe Klinge überflüssige Haare aus dem Gesicht. Und mit zig verschiedenen Scheren werden die Haare getrimmt. Ein Trend, der es Männern ermöglicht, sich eine kurze Auszeit zu nehmen. Und danach frohgemut und gut gestylt zurück an die Arbeit zu gehen.
Der Barbier schwingt den Pinsel wie Picasso. Auch das gehört zu seinen Aufgaben.